Die Europawahlen liegen hinter uns (siehe ausführlich „Europa nach der Wahl“), und es hätte schlimmer kommen können. Auf der weltpolitischen Bühne spitzt sich die Lage dagegen weiter zu. Trump hat die Zölle gegen China nochmals deutlich angehoben, den chinesischen Telekommunikationsausrüster Huawei auf die US-Liste gebannter Unternehmen gesetzt und mit neuen Sanktionen gegen Mexico gedroht. Das alles ist an den Finanzmärkten nicht spurlos vorübergegangen.

„Politische Börsen haben kurze Beine“, so heißt es gemeinhin im Volksmund, und so ist es in der Realität auch häufig zu beobachten. Bezogen auf die Trump‘sche Politik gilt diese „Börsenweisheit“ allerdings schon lange nicht mehr. Haben die Versprechen des US-Präsidenten, verbunden mit dem hohen Wirtschaftswachstum in den USA, die Aktienkurse zu Beginn seiner Amtszeit noch massiv nach oben getrieben, erweist sich seine Handelspolitik immer stärker als Belastungs- und Risikofaktor. Zölle und Notstandsgesetze, wie speziell gegen den vom chinesischen Staat gelenkten Telekommunikationsausrüster Huawei vergiften das politische Klima und belasten damit das Geschehen an den internationalen Finanzmärkten.

Noch kompensieren die allenthalben guten Wachstumszahlen in den USA und Europa zwar die aus den Streitigkeiten resultierenden Verluste, an den Weltbörsen werden die ökonomischen Folgen der anhaltenden oder sich möglicherweise noch verschärfenden Handelshemmnisse und -risiken aber zusehends eingepreist. Entsprechend sind die Leitindizes im Berichtszeitraum deutlich unter Druck geraten. Beim DAX und beim Euro Stoxx 50 ging es im Monatsverlauf um 5% bzw. 6,67% nach unten, beim technologielastigen Nasdaq 100, aus dem viele Unternehmen in sehr engen Handelsbeziehungen zu China stehen, waren es sogar -8,4%.

Erhöhte Vola, verbesserte Renditechancen

Dabei haben die recht starken Rückgänge an den Aktienmärkten dazu geführt, dass die aktuellen Basiswertkurse an die Strikelevel herangerutscht sind. Die von uns verkauften Option haben sich zum Teil über die Einstiegspreise hinaus verteuert, wodurch es in einigen Fällen zu (buchhalterischen) Verlusten gekommen ist. Sollten die Börsen ihr aktuelles Niveau halten, ist jedoch noch nichts passiert und die buchhalterischen Verluste werden sich mit abnehmender Restlaufzeit der betroffenen Optionen in Gewinne wandeln. Erst bei weiteren Kursrückgängen der Underlyings wird der längerfristige Fondspreis negativ belastet.

Praktisch lehrbuchhaft hat sich gleichzeitig die implizite Volatilität erhöht. Der deutsche Volatilitätsindex VDAX-New ist im Mai um 3,87 Prozentpunkte auf zuletzt 18% angestiegen, ein typisches Zeichen für die zunehmende Nervosität der Marktteilnehmer (siehe Kasten).

VDAX-New als Maß für Unsicherheit

190603 v dax Quelle: Bloomberg

Wie eine Art Fieberkurve drückt der Volatilitätsindex VDAX-New die für die Zukunft erwartete Schwankungsbreite des Deutschen Aktienindex aus. Diese als implizite Volatilität bezeichnete Größe wird aus den Preisen von DAX-Optionen mit einer Restlaufzeit von 30 Tagen abgeleitet und üblicherweise in Prozent pro Jahr angegeben. Bei einem DAX-Stand von beispielsweise 12.000 Punkten signalisiert ein Indexwert des VDAX-New von 20 beispielsweise, dass die Marktteilnehmer für die kommenden zwölf Monate eine Schwankungsbreite von ± 2.400 Zähler und damit Indexstände zwischen 9.600 und 14.400 Punkten erwarten.

Damit ist der Wallrich Wolf Prämienstrategie Fonds von zwei Seiten unter Druck gekommen (fallende Basispreise und steigende Volatilitäten). Dennoch beträgt der Kursrückgang im Mai gerade einmal -0,22%. Hier zahlt sich die konservative Vorgehensweise aus, beim Eingehen der Stillhaltergeschäfte Strikelevel zu wählen, die deutlich unter dem jeweiligen Basiswertpreis liegen (out-of-the-money). Aktuell ist der Fonds zu 85% investiert. Die erhöhte Volatilität erzeugt attraktive Optionsprämien, die wir zu neuen Engagements nutzen werden.

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste

Beim Wallrich Marathon Balance haben wir die bis Mai aufgelaufenen Gewinne dazu genutzt, den Risikoanteil des Fonds zu reduzieren. Dadurch liegt der Aktienanteil nur noch bei gut 50%, die wir darüber hinaus zum Teil auch noch mit Futures abgesichert haben. Die Stillhaltergeschäfte sind auf 13% (notional) heruntergefahren worden, der Cash-Anteil beträgt mittlerweile ca. 20%. Dennoch konnte sich der Fonds dem negativen Umfeld natürlich nicht vollständig entziehen. Entsprechend kam es im Berichtszeitraum zu einem Preisrückgang von -2,79%. Die derzeit recht unüberschaubare Lage werden wir zunächst abwartend begleitet, gleichzeitig werden wir die angestiegene Volatilität vereinzelt für neue Stillhaltergeschäfte nutzen.