Stark steigende Staatsschulden, ausufernde Notenbankbilanzen und nahezu unbegrenzte Liquidität an den Kapitalmärkten werden die Flucht in Sachwerte weiter anheizen. Aufgrund ihrer im Vergleich zu Immobilien attraktiven Ertragsbewertung dürften die Aktienmärkte hiervon überproportional profitieren.

Nachdem sich die Schuldenstände vieler Staaten in den zurückliegenden Jahren nur moderat erhöht hatten, ist es mit der Corona-Pandemie analog zur Weltfinanzkrise 2008/2009 erneut zu einem deutlichen Sprung nach oben gekommen. So prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF) für das vergangene Jahr einen Anstieg der globalen Staatsverschuldung von 83% (Ende 2019) auf 99% der jährlichen Wirtschaftsleistung. „Spitzenreiter“ nach Japan (266% des BIP) sind Griechenland und Italien (205% und 162%), aber auch Spanien (123%) und Frankreich (119%) sind mit überdurchschnittlich hohen Werten dabei, während Deutschland mit „lediglich“ 73,3% (+13,8 Prozentpunkte) diesbezüglich noch verhältnismäßig gut aufgestellt ist. 

Staatsverschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP)

210203 Staatsverschuldung vs BIP

Fiskalpolitische Maßnahmen in historischer Größenordnung

Die Hauptgründe für den rapiden Anstieg der öffentlichen Schuldenquote sind neben der weltweit rückläufigen Wirtschaftsleistung (Ausnahme China) insbesondere sinkende Staatseinnahmen sowie die massiven Stützungs- und Konjunkturhilfen, die praktisch alle solventen Regierungen zur Abfederung der Corona-Krise in ihre Volkswirtschaften pumpen. So hat die Bundesregierung bereits im Sommer vergangenen Jahres ein Konjunkturprogramm in Höhe von 130 Mrd. Euro verabschiedet. Hinzukommen Staatsgarantien für Unternehmensverbindlichkeiten, direkte Staatsbeteiligungen und KfW-Refinanzierungen von bis zu 600 Mrd. Euro. Zusammengenommen entsprechen die Beträge über der Hälfte der Marktkapitalisierung des DAX, also der 30 größten deutschen börsengehandelten Unternehmen. Frankreich hat ein Konjunkturprogramm von 100 Mrd. Euro beschlossen und das von der italienischen Regierung verabschiedete „Maxibudget“ umfasst sogar ein Volumen von 155 Mrd. Euro, um nur einige wenige Beispiele aus der EU zu nennen. Die Europäische Union selbst hat sich auf einen Wiederaufbaufonds in Höhe von 750 Mrd. Euro geeinigt, der über gemeinsame am Kapitalmarkt begebene Anleihen gespeist werden soll.

Steigende Preise bei Sachanlagen

Tragbar sind die weltweit hohen Schuldenstände nur durch die ultra-expansive Geldpolitik aller großen Zentralbanken, denen es auf Jahre hinweg praktisch unmöglich geworden ist, die geldpolitischen Zügel wieder anzuziehen. Selbst moderate Zinsanhebungen dürften auf mittlere Sicht kaum noch möglich sein. Andererseits sind die Notenbankbilanzen in den vergangenen zwölf Monaten geradezu explodiert. So liegt inzwischen ca. ein Drittel aller Euro-Staatsanleihen bei der EZB, deren Bilanzsumme sich im vergangenen Jahr um knapp die Hälfte erhöht hat. Ähnlich fällt das Bild bei anderen Zentralbanken aus. 

Diese Entwicklungen (steigende Staatsverschuldung und abnehmende Handlungsspielräume der Zentralbanken) sind mit einem schleichenden Vertrauensverlust in die wichtigen Währungen verbunden. Da hiervon sowohl der USD, wie auch der Euro und der Yen betroffen sind, fällt die Schwäche untereinander nicht auf. Im Vergleich zu Sachwerten (im Allgemeinen Aktien, Immobilien, Edelmetalle, …), gegenüber denen es zu einer kontinuierlichen Abwertung kommt, macht sie sich aber schon seit Jahren bemerkbar. So sind die Preise für das Sachvermögen privater deutscher Haushalte laut einer Studie des Flossbach von Storch Research Institute im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal zuletzt um 5,5% (Stand: 30.09.2020) angestiegen. Im Durchschnitt lagen die Steigerungsraten seit 2005 bei 3,2% p.a. 

Davon abgesehen muss die seit Jahren und im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie nochmals verstärkt in die Märkte gepumpte Liquidität irgendwo investiert werden. Wohin die Mittel in den vergangenen Jahren insbesondere geflossen sind, lässt sich an der Immobilienpreisentwicklung unschwer ablesen. So beträgt der Preisanstieg bei Wohnimmobilien gemäß Erhebungen des Statistischen Bundesamtes in Deutschland seit 2015 rund 40%, und auch im Rahmen der aktuellen Krise ist diesbezüglich bisher kein Richtungswechsel festzustellen. Da die Mieten diese Entwicklung bei weitem nicht mitgemacht haben, sind die Mietrenditen von Wohnimmobilien – immerhin die vorherrschende Vermögensanlage vieler Privatanleger – unter Berücksichtigung anfallender Transaktionskosten in vielen Regionen Deutschlands inzwischen auf 3-4% gefallen. In den Ballungsräumen (München, Frankfurt, Hamburg, …) liegen sie nochmals deutlich niedriger.

Aktien mit Aufholpotenzial 

Wird diesbezüglich der Vergleich mit Aktien gezogen, sind Dividendenpapiere geradezu günstig bewertet. So beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis des DAX auf Basis der für 2021 erwarteten Gewinne (Konsensschätzungen) aktuell gerade einmal 15,1 (Stand: 31.01.2021). Beim Euro Stoxx 50 ergibt sich ein Wert von 17,3 und beim Dow Jones beträgt das Forward-KGV 19,9. Oder anders ausgedrückt: Heimische Blue Chips weisen auf Basis der für das laufende Jahr prognostizierten Erträge Gewinnrenditen von 6,6% auf, bei den europäischen Pendants sind es immer noch 5,8% und damit signifikant mehr als an den Immobilienmärkten. Ob es hinsichtlich der Mieten in den nächsten Jahren zu Aufholeffekten kommen wird, erscheint im Hinblick auf die politische Entwicklung (Mietpreisdeckel, öffentlicher Druck, …) dabei mehr als fraglich.

Was trotz mittel- bis langfristig besserer Perspektiven für Aktien allerdings bleibt, sind ihre im Vergleich zu Immobilien höheren Preisschwankungen. Es kann deshalb nicht schaden, auf Instrumente zurückzugreifen, mit denen Ausschläge geglättet und die Renditen verstetigt werden können. Gleichzeitig ist auf eine breite Streuung zu achten, was bei „Betongold“ außerhalb von Fonds nur den allerwenigsten Investoren möglich sein wird. Hinzukommt ein psychologischer Aspekt, der für viele potenzielle Aktienanleger ebenfalls ein erhebliches Hemmnis darstellt. Während die meisten Immobilienbesitzer selbst größere (zwischenzeitliche) Preisrückgänge nur bei konkreten Verkaufsabsichten wahrnehmen, lassen sich dem Depotauszug schon die geringsten Wertpapierverluste jederzeit und unmittelbar entnehmen. Abmildern lässt sich dieses „Problem“, das manche Sparer mit Aktien haben, indem sie stärker auf eine langfristig positive Entwicklung vertrauen und seltener auf die jeweils aktuellen Depotsalden schauen. Sehr hilfreich kann es zudem sein, sich nicht stets an den historischen Höchstständen zu orientieren (sogenannte Ankerpreise), sondern beispielsweise den Wert von vor drei, fünf, oder zehn Jahren als Vergleichsmaßstab heranzuziehen. Ähnlich wie beim Immobilienkauf handelt es sich schließlich auch beim Bekenntnis zur Aktienanlage um eine grundsätzliche und langfristige Entscheidung. Dabei ist ein Austausch einzelner Positionen bei unterdurchschnittlichen Perspektiven aufgrund ungleich niedrigerer Transaktionskoten bei dieser Assetklasse natürlich jederzeit möglich und auch sinnvoll.