Die globale Wirtschaft sowie die internationalen Kapitalmärkte standen 2021 erneut ganz im Zeichen der Corona-Pandemie sowie ihrer Folgen. Daran wird sich zunächst wohl nur wenig ändern. Die Börsen haben es gut verkraftet und einiges spricht dafür, dass sich der Gesamtmarkt per Saldo auch in den kommenden zwölf Monaten moderat positiv entwickeln wird. Überschwang ist jedoch unangebracht.

Die Corona-Pandemie hat unser Leben nach wie vor fest im Griff. Mit der überaus ansteckenden Omikron-Variante befinden wir uns trotz einer Impfquote von über 80% bei den Erwachsenen und 45,2% Booster-Impfungen heute nahezu in derselben Situation wie vor zwölf Monaten. Das gesellschaftlich und das Geschäftsleben sind stark eingeschränkt, die Intensivstationen der Krankenhäuser mehr als ausgelastet und die Politik weiß auch nach fast zwei Jahren Pandemie immer noch nicht zu überzeugen. Auf die einzelnen Stationen der epidemischen Entwicklung soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden, hat sie doch jeder von uns miterlebt. Aus Anlagersicht viel interessanter sind ohnehin die Konsequenzen für die Wirtschaft und die Kapitalmärkte.

Steigende Kurse trotz reduzierter Erwartungen

Dank der erwarteten Nachholeffekte waren die Ausblicke nach dem globalen wirtschaftlichen Einbruch im Vorjahr Anfang 2021 geradezu euphorisch. An den internationalen Börsen kam es zu allgemein steigenden Kursen. Gleichzeitig war eine Rotation von „Stay-at-Home-“ zu „Going-out-Aktien“ festzustellen. Schnell zeichnete sich jedoch ab, dass das Corona-Virus nicht nur im privaten Bereich für große Einschränkungen sorgte, sondern auch ganz erhebliche Auswirkungen auf die globalen Lieferketten hatte. Für viele Produkte gingen wichtige Bauteile aus. Gerade im Chip-Bereich bestehen nach wie vor drastische Lieferengpässe. Auch bei Baustoffen wie Holz, Ziegel und Stahl kam es zwischenzeitlich zu wahren Preisexplosionen, vom Energiesektor einmal ganz zu schweigen. Selbst die Dienstleistungspreise sind nach der sukzessiven Öffnung im Frühsommer fühlbar angestiegen. So hat sich die Inflationsrate in Deutschland im Laufe des Jahres von -0,3% (Dezember 2020) auf +5,2% erhöht. In der Eurozone haben die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr zuletzt um 4,9% zugelegt, in den USA waren es sogar +6,8%. Gut wegstecken konnten diese Entwicklung insbesondere Unternehmen mit hohen Margen und starker Preissetzungsmacht, denen es gelungen ist, die gestiegenen Kosten eins zu eins an ihre Kunden weiterzugeben. Ab Mitte 2021 wurden die Wachstumserwartungen für das Gesamtjahr dann sukzessive reduziert und die Stimmung innerhalb der deutschen Wirtschaft hat sich zusehends eingetrübt. So ist der ifo Geschäftsklimaindex seit Juli immer weiter abgerutscht und der Pessimismus mit Blick auf das erste Halbjahr 2022 hat zugenommen.

Dennoch konnte sich der deutsche Aktienmarkt nach dem deutlichen Anstieg in der ersten Jahreshälfte bisher auf seinem hohen Niveau halten. Ein wesentlicher Grund für diese scheinbare Diskrepanz ist sicherlich darin zu sehen, dass es in erster Linie nicht die börsennotierten Unternehmen, sondern die Einzelhändler, Dienstleister und Kulturschaffende sind, die unter der Pandemie besonders leider. Insgesamt verbesserte sich der DAX, der im September von 30 auf 40 Werte aufgestockt wurde, 2021 um 15,8%. Dies spiegelt sich auch in den deutlichen Wertzuwächsen wider, die die von uns verwalteten Portfolios im Laufe des Jahres verzeichnen konnten. 

DAX-Entwicklung deutlich über dem langjährigen Durchschnitt

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Quelle: Bloomberg

Die Aktienmarktschwankungen fielen insgesamt niedriger aus als zu Jahresbeginn erwartet. Dennoch gab es immer wieder Phasen mit erhöhter Volatilität, die unseren Prämienstrategiefonds zugutekamen. Insbesondere die auf künstlicher Intelligenz beruhenden Wallrich AI Libero und Wallrich AI Peloton haben mit +8,2% bzw. sogar +11,1% ihr langfristiges Ertragsziele im laufenden Jahr auch deshalb deutlich übertroffen. Die Wallrich Prämienstrategie konnte bei erheblich reduzierten Schwankungen gegenüber einer klassischen Aktienanlage mit Zuwächsen von 13,68% (R-Tranche) glänzen.

Neue Anlegerkreise erschlossen

Positiv zu werten ist zudem die 2021 weiter gestiegene Begeisterung für die Aktienanlage in breiten Teilen der Bevölkerung und insbesondere bei jüngeren Leuten. Schon im Vorjahr war die Zahl der Aktien- und Aktienfondsbesitzer nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts (DAI) hierzulande um 2,7 Millionen (+28%) auf den höchsten Stand seit Platzen der Neue Markt-Blase angestiegen. Diese Entwicklung hat sich in den vergangenen zwölf Monaten fortgesetzt. Dass die Kapitalmärkte in der Gesellschaft wieder eine stärkere Rolle einnehmen, lässt sich auch an der relativ hohen Anzahl von Börsengängen ablesen, die hierzulande in 2021 zu verzeichnen waren. Dabei ist diese Entwicklung zum einen sicherlich durch das „Stay-at-Home“ großer Bevölkerungsteile geprägt. Zum anderen dürfte hier aber auch die Inflationsentwicklung eine gravierende Rolle spielen. Während sich Sparer und Anleger vor zwölf Monaten „lediglich“ mit der Nullzinspolitik der EZB und anderer großer Notenbanken auseinandersetzen mussten, ist inzwischen eine historisch hohe Inflationsrate hinzugekommen, die das nicht sinnvoll angelegte Vermögen systematisch entwertet.

Ausblick 2022 – Inflation als wichtiger Faktor

Die Kapitalmarktrisiken für das kommende Jahr ergeben sich insbesondere aus der anhaltenden Corona-Pandemie. Letztendlich wird es hier zu einem Wettlauf der Impfstoffentwickler und der Erhöhung der Impfquote auf der einen Seite sowie der Anpassungsfähigkeit und Weiterentwicklung des Virus auf der anderen Seite kommen. Wie stark und wie lange wird die globale Ökonomie unter der Omikron-Variante leiden, welche weiteren Lieferkettenproblem sind zu erwarten? Nur schwer einschätzbar sind zudem die Folgen, die sich aus möglichen kriegerischen Auseinandersetzungen an der ukrainisch-russischen Grenze ergeben können, und auch das Risiko internationaler Handelskonflikte hat sich zuletzt keineswegs verringert.

Bei anhaltend hoher Inflation diesseits und jenseits des Atlantiks rechnet die OECD für 2022 mit einem weltweiten Wirtschaftswachstum von 4,5% nach 5,6% im Vorjahr. Deutschland trauen die Analysten der Industriestaaten-Organisation einen überdurchschnittlichen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 3,9% zu (2021: 2,8%). Ein Jahr später sollen es noch +2,2% sein. Dabei werde die Erholung durch Engpässe bei wichtigen Vorleistungen im verarbeitenden Gewerbe gebremst.

Nach beeindruckender Entwicklung in 2021 weisen die Aktienmärkte auf Basis der für 2022 erwarteten Gewinne (Konsensschätzungen) aktuell ein leicht überdurchschnittliches Bewertungsniveau auf. Beim DAX beträgt das sogenannte Forward-KGV zum Jahreswechsel 14,2, womit es geringfügig über dem Durchschnitt der vergangenen 15 Jahre (13,7) liegt. Der Euro Stoxx 50 weist hier einen entsprechenden Wert von 15,1 auf und beim traditionell etwas höher bewerteten Dow Jones sind es 18,8 (15-Jahres-Durchschnitt: 16,5). Nicht übersehen werden darf allerdings, dass sich die Anlagealternativen zur Aktie im Vergleich zum Jahresanfang 2021 nochmals verschlechtert haben. Kam das Halten von Bargeld oder bonitätsstarken Anleihen vor zwölf Monaten noch einem realen Wertverlust von ca. 1% per annum gleich, dürften es im kommenden Jahr 3-4% werden. So rechnet beispielsweise die Bundesbank für 2022 mit einer Inflationsrate von 3,6%, den höchsten Wert seit 1993. Dabei könnte der Preisdruck durchaus noch stärker ausfallen, wie der zum Jahresende ausgeschiedene ehemalige Bundesbankpräsident Jens Weidmann warnt. Denn „für die Inflationsrate überwiegen, wie im Euro-Raum insgesamt, die Aufwärtsrisiken.“ Mit Zinserhöhungen durch die EZB ist dennoch nicht zu rechnen. Anders sieht es in den USA aus, wo für 2022 inzwischen drei leichte Anhebungen durch die amerikanische Notenbank Fed eingepreist sind. 

Wallrich Anlagestrategie 2022

Trotz der keineswegs zu unterschätzenden Risiken und Hürden sind wir für die Entwicklung des Gesamtmarktes in 2022 leicht positiv gestimmt. Dabei gehen wir allerdings von etwas stärkeren Drawdowns und damit verbunden höherer Volatilität aus, als sie im Vorjahr zu beobachten waren. Wir haben deshalb bereits damit begonnen, die von uns verwalteten Portfolios und gemanagten Fonds etwas konservativer aufzustellen und den Aktienanteil von „Übergewichten“ auf „Normal“ zu reduzieren. 

Durch anhaltende Digitalisierungsprozesse in den Bereichen Technologie, Blockchain und Nachhaltigkeit sehen wir in diesen Sektoren weiterhin großes Potential. Gerade bei ESG-Themen sollte die neue Bundesregierung, die sich nach der Wahl im September erfreulich schnell gebildet hat, in den kommenden Jahren wichtige Akzente setzen. Für eine defensivere und diversifizierte Ausrichtung der Portfolios sehen wir Gold oder auch ausgewählte Kryptowährungen als sinnvolle Ergänzungen an. Letztere weisen im Allgemeinen zwar sehr hohe Preisschwankungen auf, aufgrund des Diversifizierungseffekts können sie in Kombination mit einem breit aufgestellten Wertpapierdepot insgesamt aber durchaus zu einer Verbesserung des Chance-Risiko-Profils beitragen.