Wolfgang Packeisen, ADP Investment Management AG

Der US-Kongress hat die Schuldenobergrenze in einem Anfall plötzlicher Vernunft mit satter Mehrheit (269:161) verabschiedet. Der Senat wird heute folgen. Volkswirte schätzen, dass dieser „Sparbeschluss“ das GDP im laufenden Jahr überhaupt nicht und in 2012 mit höchstens 0,1% belastet (Kürzungen greifen erst sehr viel später).

Trotzdem, der gefühlte Schaden ist erheblich (Einbruch des Vertrauens / der Stimmung). Viele Firmen haben sich mit umfangreichen Notfall-Maßnahmen auf die Gefahr der Zahlungsunfähigkeit vorbereitet und präventiv bereits Einstellungen verschoben, Investitionen eingefroren, Aufträge storniert, Lieferungen verzögert, Bargeld gehortet usw. Die schwachen Konjunkturdaten gehen also auf das Konto der Politik. Der Weg zurück zur Normalität wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Präsident Obama hat blitzschnell reagiert und gestern neue Sofort-Hilfen für die Konjunktur eingeleitet.

Theoretisch könnte sich die Börse jetzt wieder den Quartals-Gewinnen widmen, die abseits der Politik für Schlagzeilen sorgen (Gewinn-Rekorde bei BMW und Deutscher Post). Das diese positiven Impulse an der Börse wirkungslos verpuffen, liegt an der Chart-Technik, denn der Dax-Index hat die Unterstützung nach unten geknackt und das gibt den Pessimisten Auftrieb. Es bedarf vermutlich einer ganzen Serie guter Daten, um diesen Schaden zu reparieren. Der Angriff auf neue Höchstkurse noch in diesem Sommer scheint damit einstweilen gestoppt.

PS: Der Begriff „Financial Repression“ beschreibt den perfekten Schleichweg aus der Überschuldung. Sinkt der Anlage-Zins unter die Inflationsrate, dann werden die Privatvermögen schleichend auf den Staat transferiert. Die Grafik zeigt die Differenz in Amerika zwischen CPI/Inflation (3,6%) und der Rendite (10-jährige Staatspapiere 2,7%), die knapp 1% negativ ist. Sarkastisch: der Anleger akzeptiert freiwillig einen Kapital-Schnitt! Bei diesem Tempo (negativ 1% auf die Rekordverschuldung) ist das Schulden-Problem ruck-zuck gelöst. Die Hysterie (in der Wirtschaft und am Aktienmarkt) ist eine typische „freudsche Fehlleistung“ (der Kapital-Schnitt wird trotz lautstarker Proteste heimlich toleriert, weil das den im Unterbewusstsein verankerten Wunsch nach Befreiung aus der Schuldenfalle erfüllt)! Faktisch ist das eine Vermögenssteuer.

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