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Stefan Wallrich, Wallrich Asset Management AG

Vor den beiden Weltkriegen existierte in Deutschland eine Vielzahl von Privatbanken. Die Bankenkrise 1931 überlebten einige dieser Geldhäuser jedoch nicht – viele Kunden zogen ihr Kapital von den Privatbankiers ab und gingen zu den Großbanken, wo der Staat die Einlagen quasi garantierte. Mitte der 30er Jahre holte der nationalsozialistische Staat zum Schlag gegen die Privatbanken aus, da ein großer Teil als „jüdisch“ galt. So fanden weitere durchaus erfolgreiche Häuser ihr Ende. Der 2. Weltkrieg mit der anschließenden Geldentwertung tat ein Übriges.

Bis heute ist der Zahl der Privatbanken auf ein rundes Dutzend geschmolzen. Diese fokussieren sich in der Regel auf das Vermögensverwaltungsgeschäft für sehr wohlhabende Klientel. Das deutsche Bankwesen wird damit weitgehend von den Großbanken, Sparkassen und Volksbanken bestimmt, die das Vermögensverwaltungsgeschäft heute überwiegend produkt- und provisionsorientiert betreiben.

1998 schlug dann die Geburtsstunde der „unabhängigen Vermögensverwalter“: Heute sind die rund 400 unabhängigen Vermögensverwalter in Deutschland professionell aufgestellt und aufgrund der staatlichen Überwachung salonfähig geworden. Sie stoßen in die Lücke, welche durch das Verschwinden der früher zahlreichen (kleinen) Privatbankiers und den Großbanken, die verkaufsorientiert arbeiten, entstanden ist. Diese Vermögensverwalter sind normalerweise eigentümergeführt und verfolgen eine langfristige Strategie. Sie fühlen sich Ihrer Kundschaft verpflichtet und möchten diese dauerhaft zufrieden stellen. So werden die von den Banken gewährten Sonderkonditionen an den Kunden weitergegeben, so dass ein Großteil des Verwaltungshonorars kompensiert wird. Bezahlt wird der Vermögensverwalter in Prozent des Depotvolumens. Hieraus resultiert eine Interessenparallelität: je höher das Kundendepot, umso höher das Verwaltungsentgelt.

Noch liegt der Marktanteil (gemessen am verwalteten Vermögen) dieser „modernen Privatbankiers“ im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Studien prognostizieren jedoch binnen fünf Jahren einen Anteil von über zehn Prozent. Vorbilder sind die vielen erfolgreichen Vermögensverwalter aus anderen Ländern, wie der Schweiz oder den USA, wo es quasi normal ist, sein Geld von neutralen, nur dem Kunden verpflichteten Vermögensverwaltern betreuen zu lassen.