Zylla_Erwachen_2007_Mischtechnik_auf_Leinwand_150x140cm

"Erwachen", 2007, 150*140 cm, Mischtechnik auf Leinwand

Biografie

1953 Klaus Zylla wird in Cottbus an der Niederlausitz geboren.

1970 Er verlässt Cottbus im Alter von siebzehn Jahren und wird nach dem Abitur als Baufacharbeiter im Wohnungsbaukombinat Hoyerswerda ausgebildet.

1974 Seinen Wehrdienst absolviert er als Baupionier und arbeitet an einem Atombunker des Warschauer Pakts.

1975-77 Studium der Baustoffverfahrenstechnik an der Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar, auf eigenen Wunsch hin wird er exmatrikuliert. Der ihm staatlich zugewiesene Beruf entspricht nicht seiner Veranlagung, vielmehr wird seine Hinwendung zur Kunst deutlich.

1977-80 Umzug nach Ost-Berlin. Hier arbeitet er zunächst als Hilfsdrucker, beginnt dann aber eine Ausbildung zum Siebdrucker. Bis 1980 arbeitet er bei der Konsum-Werbe-Druckerei und absolviert parallel ein Abendstudium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Bis in die neunziger Jahre hinein wird das Drucken zu seinem bestimmenden Erfahrungsbereich, in dem er es zu Erfolg und Anerkennung bringt.

1980-82 Es folgt ein Vollzeitstudium für Industrie-Design an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Vor dem Senatsrundgang 1982 vernichtet er jedoch alle angefertigten Studien und Entwürfe, um kurz darauf wiederum auf eigenen Wunsch hin exmatrikuliert zu werden.

1982-83 Er wird zum Leiter der Siebdruckwerkstatt an der Universität für Bildende Kunst in Dresden berufen. Seine eigene Kunst wird hier stark von A.R. Penck beeinflusst, der bereits 1980 nach West-Deutschland geflohen war. Zahlreiche graphische Arbeiten und Siebdrucke entstehen, beflügelt von intensiven Studien und Analysen der alten Meister im Dresdner Kupferstich-Kabinett.

1984 Klaus Zylla wird gemeinsam mit Norbert Petrasek aufgefordert, eine Siebdruck-Werkstatt für den Verband Bildender Künstler der DDR aufzubauen. Da sich dieses Projekt durch ständige Verzögerungen nicht realisieren lässt, richtet er sich vorübergehend eine Werkstatt am Institut für Baugebundene Kunst ein. Zylla beginnt nun bei all seinen Arbeiten direkt auf seine Siebdruckgaze zu zeichnen und druckt in kleine Auflagen.

1985 Endlich ist es ihm möglich, in Berlin-Friedrichshain sein eigenes Atelier aufzubauen. Als Ein-Mann-Betrieb eröffnet sich damit die für ihn größtmögliche künstlerische Freiheit, die zur Zeit der DDR überhaupt möglich war, mit dem Ergebnis, dass er sich schnell als einer der gefragtesten Siebdrucker unter den Künstlern der DDR etabliert. Neben der Druckgraphik widmet er sich immer mehr der Malerei. Im selben Jahr wird er aus Anerkennung für seine Leistungen als Druckgraphiker in den Verband Bildender Künstler aufgenommen.

1986 Der renommierte Berliner Galerist Harry Lübke zeigt als erster eine umfassende Einzelausstellung mit Zyllas Arbeiten. Befruchtet von der kreativen und intellektuellen Szene am Prenzlauer Berg, die oft die Grenzen der Legalität auslotet, nutzt Zylla Fehldrucke und Siebe aus seiner Werkstatt für seine eigene künstlerische Arbeit.

1988 Nachdem er einen Antrag beim Zentralvorstand des Verbands der Bildenden Künstler eingereicht hat, reist er für einen Tag nach West-Berlin, um Museen zu besuchen. Weitere West-Aufenthalte folgen, und auch die Teilnahme an einem Workshop für Siebdruck an der Hochschule der Künste Berlin-West wird genehmigt.

1989 Im September des Jahres schmuggelt Klaus Zylla Arbeiten auf Papier für eine illegale Ausstellung im portugiesischen Restaurant ›Luisiada‹ über die Grenze nach West-Berlin. Durch eine Anzeige in der ›TAZ‹ fliegt das Projekt auf, nur die Maueröffnung am 9. November 1989 bewahrt den Künstler vor einem Disziplinarverfahren und dem drohenden Ausschluss aus dem Verband der Bildenden Künstler. Direkt am folgenden Tag reist Zylla zu Freunden nach Amsterdam und erlebt nun endlich die Welt der CoBrA-Kunst an ihrem Ursprung. Alles, was ihm zu DDR-Zeiten verwehrt war, holt er nun nach, dem politischen Aufbruch entspricht sein persönlicher. Die eruptive künstlerische Bewegung der frühen Nachkriegsjahre CoBrA mag die letzte Station von Inspiration aus der Kunstgeschichte gewesen sein, die Klaus Zylla in seine Arbeiten aufnimmt. Aus ihr findet er zu seiner eigenen Bildsprache.

1991 Als er insgesamt rund 700 Papierarbeiten produziert hat, trennt sich Zylla endgültig von der graphischen Arbeit und verlegt seinen künstlerischen Schaffensschwerpunkt auf die Leinwand.

1993 Zylla erhält den Kunstpreis der Grundkreditbank, Berlin.

1995 Zylla besucht zum ersten Mal Portugal, das Land, das zu seiner zweiten Heimat werden soll.

Heute lebt und arbeitet Klaus Zylla in Berlin und Estremaduran Reguengo Pequeno, Portugal.

Portrait_Zylla

Werk

Der renommierte Berliner Künstler Klaus Zylla gehört zu den zeitgenössischen Malern, die in der Tradition der COBRA-Gruppe, des Surrealismus und der art brut steht. Seine turbulente Bildwelt zwischen Figuration und Abstraktion entwickelte der Künstler jedoch völlig unabhängig von diesen Strömungen, die er zu DDR-Zeiten niemals zu Gesicht bekam. 1953 in Cottbus geboren, arbeitete Zylla zunächst als Siebdrucker in der Werbung, studierte an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und ließ sich dann in Berlin als Siebdrucker nieder.

In seinen Gemälden treten surreal-groteske Wesen auf, mal statuarisch ins Bild geschoben, mal Purzelbaum schlagend. Ihr Ausdruck umfasst die ganze Spanne zwischen Komik und Ernst, Spott und Ironie, Trauer und Blasphemie, Obszönität und Koketterie, Erotik und Keuschheit. Die Stilmittel Klaus Zyllas reichen von flüchtig gestischen Pinselschwüngen bis zu feinsten dichten Lineaturen, von streng begrenzten Farbflächen bis zu weiten leichten Farbgründen, von leuchtenden kräftigen bis zu tonigen düsteren Farben.

In allen Schaffensphasen setzt Klaus Zylla Schriften oder ganze literarische Textpassagen als inhaltliche und gestalterische Elemente ein. Darüber hinaus nehmen in seinem Werk Künstlerbücher als eine Art visuelle Fortschreibung von Lyrik und Literatur einen wichtigen Raum ein. Zylla hat bereits Texte von Antonin Artaud, Bertolt Brecht, Thomas Bernhard u.v.a. in künstlerisch gestalteten und selbst gedruckten Büchern umgesetzt.

Seinen Gemälden, Papierarbeiten und Künstlerbüchern widmete das Museum Würth in Künzelsau 2003 eine umfassende Ausstellung. 2008 initiierte DIE GALERIE eine zweijährige währende Ausstellungstournee durch Europa mit Stationen in namhaften Museen und Galerien in Madrid, Palma de Mallorca, Paris, Köln, Jena und Uttersberg, Schweden.

Seit November 2010 werden Klaus Zyllas Werke in Mendoza, Argentinien, präsentiert, ab Dezember 2011 folgt eine Einzelausstellung in Buones Aires.

Zylla_Indian_Drapery_2006_Mixedmediaoncanvas_150x140cm

"Indian Drapery", 2006, 150*140 cm, Mischtechnik auf Leinwand

Ausstellungen (Auswahl)

Einzelausstellungen

2010-2011

Klaus Zylla – Inside the Dream, O. Founier, Mendoza, Argentinien

2009

Klaus Zylla. Paintings, Museum Galleri Astley, Uttersberg, Schweden

Klaus Zylla. Machbuba. Bilder, Zeichnungen und Bücher, Kunstsammlung im Stadtmuseum Jena, Jena

Klaus Zylla, Galerie Reitz, Köln

2008

Klaus Zylla, Galerie Deborah Zafman, Paris, Frankreich

Klaus Zylla, SKYistheLimit, Palma de Mallorca, Spanien

Klaus Zylla, Distrito 14, Madrid, Spanien

A ultima viagem, Galeria Antonio Prates, Lissabon, Portugal

Klaus Zylla, DIE GALERIE, Frankfurt am Main

2007

Klaus Zylla, Goethe Institute Shanghai, China

Klaus Zylla, Tinhorn Gallery, San Francisco, USA

2006

Klaus Zylla – New Pictures, Galleri Astley, Uttersberg, Schweden

2005

From Berlin, Tinhorn Press Gallery, San Francisco, CA, USA

2003

Klaus Zylla, Museum Würth, Künzelsau

Klaus Zylla – Opium, Äther und Orangen, Galerie Berlin, Berlin

2000

Klaus Zylla, Galerie Paul Swiridoff, Schwäbisch Hall

1997

Klaus Zylla, European Parlament, Galerie im Atrium, Brüssel, Belgien

1995

Klaus Zylla – Der Cottbusser Tor, Galerie IMKABINETT, Berlin

Gruppenausstellungen

2011

Und was heißt schon New York? Großstadt in Großstadt; ich war oft genug in Hannover, Galerie Parterre, Berlin

2010

Wunschbilder. Neuerwerbungen der Kunstsammlung Jena, Städtisches Museum Jena

2010

Poesie des Untergrundes Die Literaten- und Kunstszene Ostberlins 1979-1989, Städtische Museen Jena, Jena

2010

Hortus Medicus, Kunstverein Bad Salzuflen, Bad Salzuflen

2009-2010

20 Jahre Deutsche Einheit 1989-2009, Kunsthalle Schweinfurt, Schweinfurt

2009

Fokus Figur – 30 Jahre DIE GALERIE, DIE GALERIE, Frankfurt am Main

2005

The Consulate General of the F.R.G., New York, NY, USA

Bilder & Bilanzen. Von Antes bis Zylla, Werke aus der Kunstsammlung der Berliner Volksbank, Berlin

2003

PABA-Gallery, New Haven, CT, USA

2001

Arte Santander, Santander, Spanien

1997

Plauener Kunstverein, Plauen

1995

Schloss Biesdorf, Berlin

Lausitzmuseum, Schloss Senftenberg

10. Nationale der Zeichnung, Augsburg

II. International Art-Book-Exhibition, New York

1994

Galerie IMKABINETT, mit Neo Rauch, Strawalde und Captain Beefheart (Don van Vleet), Berlin

Museum of Contemporary Art, Ontario, Brasilien

Große Kunstausstellung Düsseldorf, Düsseldorf

Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin

9. Nationale der Zeichnung, Augsburg

First International Art-Book-Exhibition, Paris

1993

Galerie Hommage, Amsterdam, Niederlande

1992

The Art Institute, Boston, USA

Berlinische Galerie im Martin-Gropius-Bau, Berlin

1990

The Michigan Gallery, Detroit, MI, USA

1986

Die Rakel – Siebdruckwerkstätten Bochmann, Tylla, Tauer, Galerie Eigen + Art, Leipzig, ehemalige DDR

Zylla_Schne_neue_Tiere_I_2009_MischtechnikaufLW_100x80cm

"Schöne neue Tiere I", 2009, 100*80 cm, Mischtechnik auf Leinwand