Bargeld ade? – Ein Gedankenspiel!

Wieder einmal steht in Deutschland das Bargeld zur Disposition. Dabei wird eine ganz wesentliche Motivation der Verantwortlichen geflissentlich verschwiegen.

Bargeldzahlungen von über 5.000 Euro sollen zukünftig verboten sein. So sähen es zumindest Pläne der Bunderegierung vor, wie jüngst der FAZ zu entnehmen war. Der neuerliche Untergang des Abendlandes, wie manche Kritiker meinen, wäre dies sicherlich nicht. So liegen die Höchstgrenzen für Bargeldzahlungen in Belgien und Italien generell nur bei 3.000 bzw. 2.999,99 Euro. In Spanien sind es für Ortsansässige 2.500 Euro und in Frankreich beträgt der Höchstsatz für inländische Steuerzahler sogar nur 1.000 Euro. Als Begründung für enge Obergrenze und die Rechtfertigung des damit verbundenen Eingriffs in die Privatsphäre werden insbesondere die Erschwerung der Terrorfinanzierung sowie die Bekämpfung von Korruption und Geldwäsche ins Feld geführt.

EZB als Handlanger der Polizei?

Ins selbe Horn stößt auch der Rat der Europäischen Zentralbank, der den 500-Euro-Schein abschaffen will. Das oberste Organ der EZB habe vor kurzem mit großer Mehrheit eine entsprechende Absichtserklärung getroffen, wie es Mitte Februar unter Berufung auf Notenbankkreise im Handelsblatt hieß. Interessanterweise weist in China die größte Banknote (100 Yuan) jedoch gerade mal einen Gegenwert von 14 Euro auf. Im Transparency-Korruptionsindex nimmt das Reich der Mitte von 175 Ländern aber nur Platz 100 ein. Deutschland liegt hier auf dem zwölften Rang. So entscheidend kann der Wert der Banknoten für die Korruptionsbekämpfung also nicht sein. Gleiches dürfte auch für den internationalen Terrorismus gelten.

Insbesondere die Notenbänker dürften deshalb einen ganz anderen Aspekt verfolgen, nämlich die Ausweitung des eigenen Handlungsspielraums in der Zinspolitik. Schon jetzt werden Bankeneinlagen bei der EZB mit einem Strafzins von 0,3% belegt. Für Kreditinstitute besteht deshalb ein Anreiz, Cashbestände nicht bei der EZB „anzulegen“, sondern in den eigenen Tresoren zu bunkern. Das einzige, was sie davon abhält, sind die damit verbundenen Tresorkosten. Werden die Banken nun gezwungen, statt 500-Euro-Noten die kleineren 200-Euro-Scheine, von denen es übrigens sehr viel weniger gibt, zu halten, würden die Lagerkosten auf das Zweieinhalbfache ansteigen. Der Handlungsspielraum der EZB in Bezug auf durchsetzbare Strafzinsen würde sich somit um diesen Faktor erhöhen

Kostenüberwälzung auf den Sparer

Ab einer gewissen Strafzinshöhe sähen sich die Banken aber gezwungen, die Belastung an ihre Kunden weiterzugeben. Damit könnten die Notenbänker ihre Politik der negativen Zinsen auf die Einlagen von Sparern und Unternehmen ausdehnen. Abgesehen von der privaten Aufbewahrung, bei der wiederum der Kostenaspekt zum Tragen kommt, bliebe Privatanlegern dann im Wesentlichen eine verstärkte Anlage in Aktien und Anleihen. Dies stärkt das Poduktivvermögen und sorgt gleichzeitig für weiter fallende Zinsen im längeren Laufzeitenbereich. Alternativ bliebe der Konsum, der sich ebenfalls positiv auf das volkswirtschaftliche Wachstum auswirkt. Das freut die Regierung und hier insbesondere das Finanzministerium, und der EZB könnte es schließlich doch noch gelingen, deflationäre Tendenzen zu bekämpfen und dem langfristig angestrebten Inflationsziel von zwei Prozent näher zu kommen.

Zur vollständigen Abschaffung von Münzen und Scheinen führen diese Motive (auf absehbare Zeit) natürlich nicht. Aufgrund der gewichtigen Interessen verschiedener Institutionen dürfte es allerdings grundsätzlich nur noch eine Frage der Zeit sein, bis es auch hierzulande zu (weiteren) Einschränkungen bei der Bargeldzahlung und -haltung kommt.