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- 15. April 2016
Im Gleichschritt marsch
Die internationalen Aktienmärkte scheinen sich immer stärker im Gleichschritt zu bewegen. Eine Streuung über verschiedene Regionen ist damit lange nicht mehr so effizient wie früher. Umso wichtiger ist es, dem Diversifikationsgedanken durch die Vermögensverteilung auf verschiedene Assetklassen mit möglichst geringer Korrelation Rechnung zu tragen.
„Lege niemals alle Eier in einen Korb“, pflegen Börsianer bisweilen etwas flapsig zu sagen. Gemeint ist damit die Empfehlung, das Vermögen möglichst breit zu streuen, um auf diese Weise das Anlagerisiko insgesamt zu senken. Letzteres gelingt dabei umso besser, je weniger stark die Kursentwicklung der betreffenden Wertpapiere oder Assetklassen miteinander korreliert ist, je weniger stark sie somit gleichermaßen auf bestimmte externe Einflussfaktoren reagieren. Dies können Konjunktureinbrüche, Zinsänderungen, Finanzkrisen, Kriege oder auch eine steigende Terrorismusgefahr sein. Bei einer Korrelation von eins besteht zwischen der Wertentwicklung zweier Anlageformen ein vollständiger Gleichlauf. Ihre Mischung bringt damit keinen Diversifizierungsnutzen. Eine Korrelation von null macht sich hinsichtlich der Risikoreduzierung dagegen sehr stark bemerkbar.
Steigende Abhängigkeiten im Zeitverlauf
In der Vergangenheit hat sich die Verteilung des Aktienvermögens auf verschiedene Märkte und Regionen lange Zeit als relativ effektiv erwiesen. Beispielsweise betrug die Korrelation zwischen dem Deutschen Aktienindex und dem amerikanischen S&P 500 zur Jahrtausendwende gerade einmal 0,3. Der Gleichlauf zwischen dem DAX und dem japanischen Nikkei 225 fiel mit Werten kleiner 0,1 sogar noch niedriger aus. Aufgrund der hohen Renditen, die börsennotierte Unternehmensanteile langfristig erwarten lassen, sprach deshalb einiges dafür, Aktien im Depot überproportional stark zu gewichten und das dadurch entstehende Risiko durch die weltweite Verteilung zu reduzieren. Inzwischen hat sich die Situation jedoch signifikant geändert.
So war schon bis 2010 ein deutlicher Anstieg der Korrelationskoeffizienten zu beobachten. Der Gleichlauf zwischen dem wichtigsten deutschen Aktienmarktbarometer und den genannten Pendants aus den USA und Japan lag im besagten Jahr bei jeweils ca. 0,76. Heute (2015/16) betragen die entsprechenden Werte sogar 0,86 bzw. 0,9. Auch bei DAX und Euro Stoxx 50 ist der lineare Zusammenhang der Kursverläufe in den vergangen 15 Jahren von 0,91 auf zuletzt 0,97 angestiegen. Zwar darf nicht übersehen werden, dass es sich bei den aufgeführten Werten um Momentaufnahmen handelt und zwischenzeitlich auch niedrigere Korrelationen zu beobachten waren, die Tendenz ist aber eindeutig.
Zurückzuführen ist die beschriebene Entwicklung zum einen auf die immer stärkere Verknüpfung der globalen Güter- und Finanzmärkte. Wenn Chinas Wirtschaft schwächelt, betrifft dies Produzenten in Europa und den USA heute stärker als früher. Sorgt die FED für hohe Liquidität an den amerikanischen Märkten und damit einen schwächeren Dollar, werden andere Geldpolitiker ebenfalls dazu neigen, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um beim Wettbewerb um günstige Exportkonditionen nicht übermäßig ins Hintertreffen zu geraten. Rutscht ein großes Kreditinstitut in die Pleite, kann dies – wie 2008/2009 gesehen – verheerende Folgen für das gesamte Finanzsystem haben. Dabei sind es neben zu- bzw. abnehmenden Konjunktursorgen derzeit insbesondere die Ölpreise, die für ein gleichzeitiges Auf und Ab an den weltweiten Aktienmärkten sorgen. Hinzu kommt generell der gestiegene Einsatz elektronischer Handelssysteme („Algotrading“), durch die das Herdenverhalten an den Märkten nochmals verstärkt wird.
Breitere Ausrichtung erforderlich
Da die risikoreduzierenden Effekte, die mit einer klassischen Verteilung des Anlagevermögens auf die verschiedenen etablierten Aktienmärkte in der Vergangenheit noch verbunden waren, sich inzwischen stark relativiert haben, ist es für Anleger immer wichtiger auf moderne Konzepte, wie etwa die Prämienstrategie sowie ganz unterschiedliche Assetklassen zu setzen. In der aktuellen Zinssituation muss dann notgedrungen auch auf Wertpapiere mit niedrigeren Ertragserwartungen zurückgegriffen werden. So lag die Korrelation zwischen der Kursentwicklung deutscher Aktien und europäischen Unternehmensanleihen seit Anfang 2015 im Schnitt nur bei 0,66 (siehe Tabelle). Noch geringer fällt der Gleichlauf zwischen dem DAX und Euro-Staatsanleihen aus. Bei negativen Renditeerwartungen für Bundesanleihen mit kurz- bis mittelfristigen Fälligkeiten können die für diesen Bereich vorgesehenen Mittel jedoch besser in „Cash“ gehalten werden, das zu allen anderen Assetklassen – den Zusammenbruch des heimischen Bankensystems mit seinen verschiedenen Einlagensicherungsfonds einmal ausgeschlossen – eine Korrelation von null aufweist.
Eine sehr geringe, zum Teil sogar negative Korrelation besteht häufig zwischen Aktien und Rohstoffen. Commodities stellen deshalb auch einen wichtigen Bestandteil unseres vermögensverwaltenden Mischfonds WAM Marathon Balance dar. Besonders stark ausgeprägt war der negative Kurszusammenhang in den zurückliegenden Monaten zwischen Gold und sämtlichen in der Tabelle aufgeführten Aktienmärkten. Fallende Kurse bei Dividendentiteln gingen also mit steigenden Edelmetallpreisen einher und vice versa. Zumindest in sehr unsicheren Zeiten, wie wir sie seit dem Frühjahr vergangenen Jahres an den Märkten erleben, scheint Gold seiner Funktion als „sicherer Hafen“ somit nach wie vor gerecht zu werden. Dies haben wir im WAM Marathon Balance durch die hohe Gewichtung von Xetra-Gold (13,03%) entsprechend berücksichtigt.