Vor 30 Jahren, im Sommer 1988, wurde der Deutsche Aktienindex ins Leben gerufen und rückwirkend zum 31. Dezember 1987 auf 1.000 Punkte normiert. Trotz einer insgesamt sehr wechselvollen Zeit dürften Anleger, die Deutschlands wichtigstem Aktienmarktbarometer langfristig die Treue gehalten haben, mit seiner Entwicklung insgesamt sehr zufrieden sein. Dies sollte mit kleinen Abstrichen auch für die kommenden Jahre und Jahrzehnte gelten.

Fast 1.200% Kursgewinn. Das hört sich nicht nur beeindruckend an, das ist es auch. Dabei reden wir hier keineswegs von Bitcoin oder hoch spekulativen Optionsscheinen, sondern vom Deutschen Aktienindex, der diese Entwicklung in den ersten 30 Jahren seiner Geschichte aufs Börsenparkett gelegt hat (Stand 31.12.2017). Umgerechnet entspricht die Preisentwicklung des DAX einer jährlichen Rendite von durchschnittlich über 9%. Dies bedeutet, dass sich das angelegte Vermögen im Mittel alle acht Jahre verdoppelt hat.

Konstruktion und Zusammensetzung

Erwirtschaftet wurden die besagten Renditewerte von den jeweils 30 größten und umsatzstärksten deutschen Aktien. Diese machen, jeweils gewichtet mit der Marktkapitalisierung ihres Streubesitzes, die Zusammensetzung des DAX aus. Hält ein Großaktionär mindestens 5% einer Gesellschaft, gilt dies als Festbesitz und wird in der Indexzusammensetzung nicht gewertet. Obwohl er nur aus 30 Blue Chips besteht, repräsentiert der DAX rund 80% der gesamten deutschen Marktkapitalisierung. Die höchste Gewichtung machen mit 8,9 bzw. 8,5% derzeit SAP und Siemens aus. Einmal jährlich, im September, findet eine ordentliche Anpassung des Deutschen Aktienindex statt. Dann können Titel ausgetauscht werden, wenn sie bei einem der beiden Kriterien (Börsenumsätze, Marktkapitalisierung des Free Floats) nicht mehr zu den Top 40 gehören. Unter bestimmten Bedingungen sind aber auch Auswechslungen zu anderen Terminen möglich. So ist es inzwischen zu unzähligen Anpassungen bei der Zusammensetzung gekommen. Einige Konzerne haben fusioniert (z.B. Veba und VIAG zu E.ON oder die Dresdner- mit der Commerzbank), andere ehemalige Mitglieder sind inzwischen vollständig von der Börsenbildfläche verschwunden (z.B. Feldmühle Nobel und Mannesmann).

Ein wesentlicher Treiber für die Wertzuwächse ergibt sich aus der Konstruktion als Performance-Index. Während andere bedeutende Aktienindizes meist nur die Kursentwicklung der in ihnen enthaltenen Titel widerspiegeln (Kurs- oder Preis-Index), wird bei der Berechnung des Deutschen Aktienindex unterstellt, dass Dividenden und andere Kapitalabflüsse (z.B. Bezugsrechte) unmittelbar wieder in die jeweilige Aktie reinvestiert werden. Über die Jahre machen diese Reinvestitionen mehr als die Hälfte der Gesamtperformance aus. Dies lässt sich am DAX-Kursindex ablesen, der aktuell bei 6.420 Punkten und damit noch nicht einmal halb so hoch wie der „große“ DAX notiert.

Höhen und Tiefen, aber immer mit gutem Ende

Insgesamt waren die DAX-Gewinne der vergangenen 30 Jahre allerdings keineswegs umsonst zu haben. Zumindest Anleger, die nicht nach der Methode des 1999 verstorbenen Börsenaltmeisters André Kostolany verfahren („Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten, …“) konnten durchaus einige Nerven lassen. So war der Verlauf des Aktienmarktbarometers von diversen Höhen und Tiefen geprägt. Mit dem Platzen der Dotcom-Blase und den Anschlägen am 11. September 2001 in den USA ging es mit dem deutschen Leitindex im Jahr 2002 beispielsweise um fast 44% nach unten. Ähnlich hoch waren die Verluste auch in der Finanzkrise 2008 (-40,4%). Andererseits gab es jedoch auch eine ganze Reihe von Jahren mit Zuwächsen von über 30 (1988, 1989, 1999, 2003) bzw. sogar 40% (1993, 1997). Langfristig – und das ist das Entscheidende – hat sich der Index von Rückschlägen immer wieder in überschaubarer Zeit erholt. So gibt es in der Historie des DAX nur ganz wenige 5-Jahrszeiträume mit einer negativen Performance. Ein eindrucksvolles Bild von seiner relativen Stabilität liefert das DAX-Rendite-Dreieck des Deutschen Aktieninstituts. Dabei ließ sich seit der Lancierung des bekannten Marktbarometers übrigens in praktisch jedem Jahr ein guter Grund finden, dem Aktienmarkt zunächst einmal grundsätzlich fernzubleiben. Hohe ausgelassene Gewinne wären die Folge gewesen.

30 Jahre Deutscher Aktienindex (1988 – 2018)

180131 DAX 1988 2018

Auch wenn Kursentwicklungen der Vergangenheit niemals auf die Zukunft fortgeschrieben werden können, spricht doch einiges dafür, dass sich die Erfolgsgeschichte des Deutschen Aktienindex auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten langfristig fortsetzen wird. Ob dies mit ähnlichen Wachstumsraten geschieht wie in der Vergangenheit, sei einmal dahingestellt. So gehen wir zumindest für die nähere Zukunft eher von durchschnittlichen Zuwächsen zwischen 5-6 % statt von 9% aus (siehe Kapitalmarktbericht Winter 2017/2018, S. 10). Aber selbst dann stünde der DAX bei seinen 60. Geburtstag irgendwo zwischen 58.000 und 77.000 Punkten. Insofern Happy Birthday und alles Gute für die kommenden 30 Jahre.