Wolfgang Packeisen, ADP Investment Management AG

Die Welt-Aktienbörsen treten auf der Stelle. Größte Chancen räumen die Pessimisten der Strategie vom ”sell-in-may-and-go-away” ein, weil man deutliche Anzeichen für eine signifikante Wachstums-Delle erkannt haben will. Die Optimisten reklamieren nur eine temporäre wenn auch schwere Unterbrechung der Produktion als Folge von Versorgungs-Engpässen bei Teilen (Japan-Erdbeben) und nicht aufgrund schwindsüchtiger Nachfrage.

Die EU bemüht sich intensiv um eine Lösung der Staats-Schulden-Krise. Re-Profiling ist das neue Zauberwort, dem allerdings noch nicht alle zustimmen. Mit Hilfe einer „freiwilligen“ Anpassung des Schulden-Profils unter Mitwirkung der Gläubiger (auch Private??) würde der juristisch gefährliche „event of default“ verhindert, der für die griechischen Banken tödlich wäre, denn die haben genau wie seinerzeit Lehman und AIG fast sämtliche CDS (Credit Default Swaps) auf den Büchern, die sofort fällig wären.

Die amerikanische “Gang of Six” (wichtige Senatoren) haben indes sämtliche Bemühungen über einen Kompromiss zur Eindämmung der Schulden-Berge jenseits des Atlantiks noch rechtzeitig vor dem Auslaufen des “debt ceilings” eingestellt (Mission gescheitert).

Folgerichtig wird die Klamauk-Karawane über das Staats-Schulden-Desaster den Zeltplatz in der EU schon bald wieder verlassen und die Zelte während der Sommerferien vermutlich in den USA aufschlagen (auf den Dollar einprügeln, statt auf den Euro).

Die Fed hat zum Ausstieg aus der “unkonventionellen Geldpolitik” einen 5-Punkte Plan über das Ende der Politik des billigen Geldes vorgelegt.

FOMC's 5-step program to get off easy money: 1) stop QE2 in June; 2) allow balance sheet to shrink; 3) alter extended period language; 4) hike funds rate; 5) begin outright asset sales. Remember the Fed also indicated that their talk didn't mean policy tightening would be undertaken anytime soon.

Die EZB hat einen Nachfolger für den Franzosen Trichet (der Italiener Draghi), der IMF sucht nach einem für den Franzosen DSK (die französische Sozi-Madame Lagardere) und die Munch.Rück Versicherung hat jetzt auch einen Skandal mit Prostituierten (man gönnt sich ja sonst nix?).

Falsch ist das Gerücht, wonach die Deutschen mit dieser Affäre nur von der Misere der Franzosen ablenken wollen.

Quelle FTD: Interview mit US-Starökonom Robert Shiller - Noch zehn Jahre am Rand der Krise

Für Starökonom Robert Shiller ist die Weltwirtschaft noch lange nicht krisensicher. Bis die Regulierung der Finanzmärkte greife, dauere es noch mindestens zehn Jahre. Frühestens am Ende dieses Jahrzehnts wird die Weltwirtschaft gegen eine neue Krise gewappnet sein, warnt Starökonom Robert Shiller, Professor an der US-Eliteuniversität Yale. Damit die Regulierung greife, seien noch zehn Jahre notwendig, sagte er im Gespräch mit der Financial Times Deutschland. Dann aber gebe es eine Finanzwelt, "in der so etwas nicht noch einmal passiert". Ungefähr so lange habe es auch nach der großen Depression gedauert, bis die Lehren der Krise in ein neues Regulierungsregime umgesetzt wurden.

Shiller gilt als herausragender Finanzmarktkenner und deren Regulierung. Andere Ökonomen sehen in ihm einen der wenigen, der sich sowohl in makroökonomischen Fragen als auch in technischen Finanzmarktdetails auskennt. So sagte er als einer der Ersten bereits zur Jahrtausendwende eine Blase am US-Immobilienmarkt voraus. Gemeinsam mit dem Ökonomen Karl Case hat er zudem Amerikas wichtigsten Hauspreisindikator, den Case-Shiller-Index, entwickelt.

Den aktuellen Stand der Finanzregulierung bezeichnet Shiller als "noch nicht ausreichend". Solche Reformen seien ein langsamer, mühsamer Prozess. "Die Leute machen sich nicht bewusst, wie lange die politischen Mühlen brauchen, um solche Dinge in die Tat umzusetzen." Die Politik solle nicht zögern zu regulieren, so Shiller.

Den Dodd-Frank-Act hält der Finanzökonom für einen guten Anfang. Das von US-Präsident Barack Obama 2010 auf den Weg gebrachte Gesetzespaket gilt als umfassendste Finanzregulierung seit der Weltwirtschaftskrise und enthält einige grundlegende Änderungen der regulatorischen Rahmenbedingungen. "Das Gesetz gibt einen Mechanismus für die Regulierung vor - es braucht aber noch viel mehr Untersuchungen und Studien dazu", sagte Shiller.

Insgesamt seien die Lehren der Krise laut Shiller immer noch nicht bei allen Teilen der ökonomischen Zunft angekommen. "Wir haben Modelle gebaut, die für die alte Wirtschaft gedacht waren. Die Wirtschaft hat sich aber verändert. Wir haben beispielsweise den Bankensektor reguliert, nicht aber den gewachsenen Bereich der Schattenbanken", kritisierte Shiller. Es brauche viel mehr interdisziplinäre Forschung. "Die Ökonomen müssen ihre Scheuklappen ablegen und aufhören zu glauben, ihre bisherigen Modelle könnten alles erklären", forderte der Starökonom.

Shiller hält die Ökonomie zudem für zu theorielastig. "Ein Grund, warum wir Ökonomen mit der Krise nicht zurechtkamen, war der Mangel an Daten", so Shiller. "Wir müssen viel mehr Daten sammeln und auswerten - zum Beispiel zum Grad der Fremdfinanzierung nicht nur von Banken, sondern vom gesamten Finanzsektor."

Der Finanzökonom befürwortet, dass Notenbanken künftig nicht nur die Preisstabilität sondern auch die Finanzmarktstabilität im Auge behalten sollten, um so Spekulationsblasen früher zu erkennen. Entsprechende Vorschläge kursierten wiederholt seit der Krise, zuletzt kamen sie aus dem Internationalen Währungsfonds. "Bis zur Krise haben Teile der Wirtschaftswissenschaften und der Politik noch nicht einmal anerkannt, dass es überhaupt Blasen gibt - insofern sehen wir hier schon einen Fortschritt", betonte der Yale-Professor. "Nun müssen wir überlegen, wie wir dies in Regulierung umsetzen und Blasen frühzeitiger erkennen können." Die Notenbanken seien dafür eine gute Anlaufstelle. "Wir waren in der Vergangenheit viel zu sehr auf Inflation fixiert und haben beispielsweise dem Grad der Fremdfinanzierung nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt."

Mit einem Frühwarnsystem hätte man laut Shiller der Blase am US-Immobilienmarkt besser vorbeugen können. Noch immer ist die Erholung dort nicht abgeschlossen. Shiller zeichnete ein düsteres Bild. "Der Ausblick ist schlecht", betonte er. "Nach Einschätzungen von Prognostikern sieht es auch für 2011 noch nicht gut aus. 2012 könnte sich die Lage etwas bessern. Aber unterm Strich - wenn man die Inflation herausrechnet - ist keine Veränderung der Hauspreise für die nächsten fünf Jahre zu erwarten. Das ist ein besorgniserregender Ausblick."

Einige Prognostiker seien optimistischer. "Ich bin eher auf der Seite der Pessimisten", betonte Shiller. "Ich halte es sogar für möglich, dass wir um zehn bis 20% fallende Hauspreise in den kommenden Jahren sehen." Er mache sich Sorgen, weil die USA etwas durchwanderten, was Japans Krise in den 90er-Jahren ähnele. Der Arbeitsmarkt sei nach wie vor in einem katastrophalen Zustand.

Hinzu kommt ein politischer Faktor: "Jetzt, wo man sich in Washington um die Staatsschulden sorgt, wird im Kongress darüber diskutiert, ob man die staatliche Stützung der Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac aufgibt. Die Folge für den Häusermarkt wäre ein weiterer Kollaps." Gebe Washington seine Unterstützung für den Häusermarkt auf, könne eine Ära beginnen, in welcher der Markt in den USA weniger bedeutend werde: "Die Konsumenten sorgen sich nun mehr um Inflation und Schulden - die eigenen oder die des Staates. Ein eigenes Haus zu besitzen könnte dabei nicht mehr so wichtig sein wie früher."

 

 

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