Wolfgang Packeisen, ADP Investment Management AG

Dax-Absturz gibt Rätsel auf: Der Dax-Index brach gestern innerhalb von 15 Minuten um 4% bis auf 5.415 ein. Die kräftige Talfahrt gibt dem Markt Rätsel auf. Händler reagierten mit Kopfschütteln und Staunen, denn der Index war zuvor noch bis auf 5.777 Punkte geklettert.

Bei 2/3 aller Dax-Werte sei es zu einer Volatilitätsunterbrechung gekommen, bestätigte die Deutsche Börse auf Nachfrage. Der Auslöser dafür sei von außen gekommen, ein technisches Problem habe es nicht gegeben. Vola-Unterbrechungen am Aktienmarkt sind Schutzmechanismen. Der Handel in den jeweiligen Werten wird unterbrochen, um Käufer und Verkäufer vor ungewöhnlich hohen Kursauf- und abschlägen zu schützen, die etwa über fehlerhafte Eingaben von Preisgrenzen entstehen können.

Mangels Begründung brodelte die Gerüchteküche. "Es kommen schnell Unmengen dümmlicher Erklärungsversuche in Form von Gerüchten auf", kommentierte ein Händler. Angeblich sollte die Stadt Harrisburg in Pennsylvania zahlungsunfähig sein, Deutschland würde das Kredit-Rating verlieren, Deutschland ein Leerverkaufsverbot verabschieden, die EU dem folgen und deshalb würden vor der Bekanntgabe Futures in großem Umfang verkauft. Tatsächlich sind seit dem 27. Juli 2010 ungedeckte Leerverkäufe in Aktien bereits verboten und alle Rating-Agenturen haben eine Herabstufung dementiert.

Erstaunlich: der Dax ist fast im Alleingang gefallen, alle anderen Welt-Börsen sind nur mit erheblicher Verzögerung und bei weitem nicht in diesem Umfang gefolgt (eher Verunsicherung als echter Abgabedruck).

Auffällig ist dies: stärkste Verlierer im Dax waren die defensiven Titel, die bei Panik-Attacken eigentlich eher gesucht sind, während die Bank-Aktien durchweg kräftige Kursgewinne verzeichneten. Dieses Phänomen war weltweit zu beobachten.

Erklären könnte man den Vorgang mit einem „re-balancing“ von Index-Investoren, die defensive Titel in solche mit höherem Risiko getauscht haben. Das Rätsel: eigentlich sollte das eher für einen Kursanstieg als einen Rückgang sprechen.

PS:

Deutsche Bank erwartet hohe Inflation. Allianz-Chefvolkswirt: Finanzmärkte übertreibe. Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, erwartet in den kommenden Jahren eine Inflationsrate im Euroraum von 5 bis 6 %. Wahrscheinlich sei eine "milde Reflation". Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise hegt leichte Zweifel an dieser Prognose, beide Experten blicken aber relativ optimistisch auf die Konjunktur. "Der Pessimismus an den Aktien- und Zinsmärkten ist übertrieben", sagte Heise auf einer Podiumsdiskussion mit Mayer in Frankfurt. Die Finanzmärkte hätten ein Eigenleben: Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres hätten sie sämtliche negativen Nachrichten ignoriert. Nun sei das Gegenteil eingetreten. "Positive Nachrichten werden derzeit einfach nicht zur Kenntnis genommen", so Heise. Er gehe davon aus, dass die globale Wirtschaft sowie die der Eurozone und Deutschlands in eine "moderate Erholungsphase" eintrete. Einen "Double Dip" halten sowohl Heise wie Mayer für unwahrscheinlich.


 

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