Der Künstler Klaus Zylla
- Details
- 25. Februar 2011
"Erwachen", 2007, 150*140 cm, Mischtechnik auf Leinwand
Biografie
1953 Klaus Zylla wird in Cottbus an der Niederlausitz geboren.
1970 Er verlässt Cottbus im Alter von siebzehn Jahren und wird nach dem Abitur als Baufacharbeiter im Wohnungsbaukombinat Hoyerswerda ausgebildet.
1974 Seinen Wehrdienst absolviert er als Baupionier und arbeitet an einem Atombunker des Warschauer Pakts.
1975-77 Studium der Baustoffverfahrenstechnik an der Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar, auf eigenen Wunsch hin wird er exmatrikuliert. Der ihm staatlich zugewiesene Beruf entspricht nicht seiner Veranlagung, vielmehr wird seine Hinwendung zur Kunst deutlich.
1977-80 Umzug nach Ost-Berlin. Hier arbeitet er zunächst als Hilfsdrucker, beginnt dann aber eine Ausbildung zum Siebdrucker. Bis 1980 arbeitet er bei der Konsum-Werbe-Druckerei und absolviert parallel ein Abendstudium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Bis in die neunziger Jahre hinein wird das Drucken zu seinem bestimmenden Erfahrungsbereich, in dem er es zu Erfolg und Anerkennung bringt.
1980-82 Es folgt ein Vollzeitstudium für Industrie-Design an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Vor dem Senatsrundgang 1982 vernichtet er jedoch alle angefertigten Studien und Entwürfe, um kurz darauf wiederum auf eigenen Wunsch hin exmatrikuliert zu werden.
1982-83 Er wird zum Leiter der Siebdruckwerkstatt an der Universität für Bildende Kunst in Dresden berufen. Seine eigene Kunst wird hier stark von A.R. Penck beeinflusst, der bereits 1980 nach West-Deutschland geflohen war. Zahlreiche graphische Arbeiten und Siebdrucke entstehen, beflügelt von intensiven Studien und Analysen der alten Meister im Dresdner Kupferstich-Kabinett.
1984 Klaus Zylla wird gemeinsam mit Norbert Petrasek aufgefordert, eine Siebdruck-Werkstatt für den Verband Bildender Künstler der DDR aufzubauen. Da sich dieses Projekt durch ständige Verzögerungen nicht realisieren lässt, richtet er sich vorübergehend eine Werkstatt am Institut für Baugebundene Kunst ein. Zylla beginnt nun bei all seinen Arbeiten direkt auf seine Siebdruckgaze zu zeichnen und druckt in kleine Auflagen.
1985 Endlich ist es ihm möglich, in Berlin-Friedrichshain sein eigenes Atelier aufzubauen. Als Ein-Mann-Betrieb eröffnet sich damit die für ihn größtmögliche künstlerische Freiheit, die zur Zeit der DDR überhaupt möglich war, mit dem Ergebnis, dass er sich schnell als einer der gefragtesten Siebdrucker unter den Künstlern der DDR etabliert. Neben der Druckgraphik widmet er sich immer mehr der Malerei. Im selben Jahr wird er aus Anerkennung für seine Leistungen als Druckgraphiker in den Verband Bildender Künstler aufgenommen.
1986 Der renommierte Berliner Galerist Harry Lübke zeigt als erster eine umfassende Einzelausstellung mit Zyllas Arbeiten. Befruchtet von der kreativen und intellektuellen Szene am Prenzlauer Berg, die oft die Grenzen der Legalität auslotet, nutzt Zylla Fehldrucke und Siebe aus seiner Werkstatt für seine eigene künstlerische Arbeit.
1988 Nachdem er einen Antrag beim Zentralvorstand des Verbands der Bildenden Künstler eingereicht hat, reist er für einen Tag nach West-Berlin, um Museen zu besuchen. Weitere West-Aufenthalte folgen, und auch die Teilnahme an einem Workshop für Siebdruck an der Hochschule der Künste Berlin-West wird genehmigt.
1989 Im September des Jahres schmuggelt Klaus Zylla Arbeiten auf Papier für eine illegale Ausstellung im portugiesischen Restaurant ›Luisiada‹ über die Grenze nach West-Berlin. Durch eine Anzeige in der ›TAZ‹ fliegt das Projekt auf, nur die Maueröffnung am 9. November 1989 bewahrt den Künstler vor einem Disziplinarverfahren und dem drohenden Ausschluss aus dem Verband der Bildenden Künstler. Direkt am folgenden Tag reist Zylla zu Freunden nach Amsterdam und erlebt nun endlich die Welt der CoBrA-Kunst an ihrem Ursprung. Alles, was ihm zu DDR-Zeiten verwehrt war, holt er nun nach, dem politischen Aufbruch entspricht sein persönlicher. Die eruptive künstlerische Bewegung der frühen Nachkriegsjahre CoBrA mag die letzte Station von Inspiration aus der Kunstgeschichte gewesen sein, die Klaus Zylla in seine Arbeiten aufnimmt. Aus ihr findet er zu seiner eigenen Bildsprache.
1991 Als er insgesamt rund 700 Papierarbeiten produziert hat, trennt sich Zylla endgültig von der graphischen Arbeit und verlegt seinen künstlerischen Schaffensschwerpunkt auf die Leinwand.
1993 Zylla erhält den Kunstpreis der Grundkreditbank, Berlin.
1995 Zylla besucht zum ersten Mal Portugal, das Land, das zu seiner zweiten Heimat werden soll.
Heute lebt und arbeitet Klaus Zylla in Berlin und Estremaduran Reguengo Pequeno, Portugal.
Werk
Der renommierte Berliner Künstler Klaus Zylla gehört zu den zeitgenössischen Malern, die in der Tradition der COBRA-Gruppe, des Surrealismus und der art brut steht. Seine turbulente Bildwelt zwischen Figuration und Abstraktion entwickelte der Künstler jedoch völlig unabhängig von diesen Strömungen, die er zu DDR-Zeiten niemals zu Gesicht bekam. 1953 in Cottbus geboren, arbeitete Zylla zunächst als Siebdrucker in der Werbung, studierte an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und ließ sich dann in Berlin als Siebdrucker nieder.
In seinen Gemälden treten surreal-groteske Wesen auf, mal statuarisch ins Bild geschoben, mal Purzelbaum schlagend. Ihr Ausdruck umfasst die ganze Spanne zwischen Komik und Ernst, Spott und Ironie, Trauer und Blasphemie, Obszönität und Koketterie, Erotik und Keuschheit. Die Stilmittel Klaus Zyllas reichen von flüchtig gestischen Pinselschwüngen bis zu feinsten dichten Lineaturen, von streng begrenzten Farbflächen bis zu weiten leichten Farbgründen, von leuchtenden kräftigen bis zu tonigen düsteren Farben.
In allen Schaffensphasen setzt Klaus Zylla Schriften oder ganze literarische Textpassagen als inhaltliche und gestalterische Elemente ein. Darüber hinaus nehmen in seinem Werk Künstlerbücher als eine Art visuelle Fortschreibung von Lyrik und Literatur einen wichtigen Raum ein. Zylla hat bereits Texte von Antonin Artaud, Bertolt Brecht, Thomas Bernhard u.v.a. in künstlerisch gestalteten und selbst gedruckten Büchern umgesetzt.
Seinen Gemälden, Papierarbeiten und Künstlerbüchern widmete das Museum Würth in Künzelsau 2003 eine umfassende Ausstellung. 2008 initiierte DIE GALERIE eine zweijährige währende Ausstellungstournee durch Europa mit Stationen in namhaften Museen und Galerien in Madrid, Palma de Mallorca, Paris, Köln, Jena und Uttersberg, Schweden.
Seit November 2010 werden Klaus Zyllas Werke in Mendoza, Argentinien, präsentiert, ab Dezember 2011 folgt eine Einzelausstellung in Buones Aires.
"Indian Drapery", 2006, 150*140 cm, Mischtechnik auf Leinwand
Ausstellungen (Auswahl)
Einzelausstellungen
2010-2011
Klaus Zylla – Inside the Dream, O. Founier, Mendoza, Argentinien
2009
Klaus Zylla. Paintings, Museum Galleri Astley, Uttersberg, Schweden
Klaus Zylla. Machbuba. Bilder, Zeichnungen und Bücher, Kunstsammlung im Stadtmuseum Jena, Jena
Klaus Zylla, Galerie Reitz, Köln
2008
Klaus Zylla, Galerie Deborah Zafman, Paris, Frankreich
Klaus Zylla, SKYistheLimit, Palma de Mallorca, Spanien
Klaus Zylla, Distrito 14, Madrid, Spanien
A ultima viagem, Galeria Antonio Prates, Lissabon, Portugal
Klaus Zylla, DIE GALERIE, Frankfurt am Main
2007
Klaus Zylla, Goethe Institute Shanghai, China
Klaus Zylla, Tinhorn Gallery, San Francisco, USA
2006
Klaus Zylla – New Pictures, Galleri Astley, Uttersberg, Schweden
2005
From Berlin, Tinhorn Press Gallery, San Francisco, CA, USA
2003
Klaus Zylla, Museum Würth, Künzelsau
Klaus Zylla – Opium, Äther und Orangen, Galerie Berlin, Berlin
2000
Klaus Zylla, Galerie Paul Swiridoff, Schwäbisch Hall
1997
Klaus Zylla, European Parlament, Galerie im Atrium, Brüssel, Belgien
1995
Klaus Zylla – Der Cottbusser Tor, Galerie IMKABINETT, Berlin
Gruppenausstellungen
2011
Und was heißt schon New York? Großstadt in Großstadt; ich war oft genug in Hannover, Galerie Parterre, Berlin
2010
Wunschbilder. Neuerwerbungen der Kunstsammlung Jena, Städtisches Museum Jena
2010
Poesie des Untergrundes Die Literaten- und Kunstszene Ostberlins 1979-1989, Städtische Museen Jena, Jena
2010
Hortus Medicus, Kunstverein Bad Salzuflen, Bad Salzuflen
2009-2010
20 Jahre Deutsche Einheit 1989-2009, Kunsthalle Schweinfurt, Schweinfurt
2009
Fokus Figur – 30 Jahre DIE GALERIE, DIE GALERIE, Frankfurt am Main
2005
The Consulate General of the F.R.G., New York, NY, USA
Bilder & Bilanzen. Von Antes bis Zylla, Werke aus der Kunstsammlung der Berliner Volksbank, Berlin
2003
PABA-Gallery, New Haven, CT, USA
2001
Arte Santander, Santander, Spanien
1997
Plauener Kunstverein, Plauen
1995
Schloss Biesdorf, Berlin
Lausitzmuseum, Schloss Senftenberg
10. Nationale der Zeichnung, Augsburg
II. International Art-Book-Exhibition, New York
1994
Galerie IMKABINETT, mit Neo Rauch, Strawalde und Captain Beefheart (Don van Vleet), Berlin
Museum of Contemporary Art, Ontario, Brasilien
Große Kunstausstellung Düsseldorf, Düsseldorf
Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin
9. Nationale der Zeichnung, Augsburg
First International Art-Book-Exhibition, Paris
1993
Galerie Hommage, Amsterdam, Niederlande
1992
The Art Institute, Boston, USA
Berlinische Galerie im Martin-Gropius-Bau, Berlin
1990
The Michigan Gallery, Detroit, MI, USA
1986
Die Rakel – Siebdruckwerkstätten Bochmann, Tylla, Tauer, Galerie Eigen + Art, Leipzig, ehemalige DDR