Wolfgang Packeisen, ADP Investment Management AG

Deutschland befindet sich in einem erstaunlichen Konjunkturaufschwung. Experten revidieren ihre Wachstumsprognosen für die größte Volkswirtschaft der Eurozone ein ums andere Mal nach oben, und zwar sowohl für dieses als auch das nächste Jahr. Am Rand sieht es dabei deutlich besser aus als bislang gedacht.

In diesem Jahr dürfte die deutsche Volkswirtschaft mit einer Jahresrate wachsen, die real deutlich über 3 % liegen wird. Diese Botschaft ist nicht neu, wurde sie doch vor Kurzem von den Forschungsinstituten in ihrer Gemeinschaftsdiagnose sowie der Bundesregierung bei der Vorstellung der Herbstprojektion verkündet. Dass diese Einschätzung aber auf einem breiten Konsens basiert, geht aus jenem Tableau hervor, welches das ZEW zusammenstellt. Die vom ZEW betrachteten Wirtschaftsprognosen variieren kaum, wie an den Tiefst- und Höchstwerten zu erkennen ist: 3,2 bzw. 3,7 %.

Die Schnelligkeit, mit der die deutsche Wirtschaft den durch die Wirtschaftskrise verursachten Einbruch bei der Produktion wieder gutzumachen scheint, ist überraschend. Auch 2011 dürfte das BIP stärker wachsen als noch vor zwei Monaten angenommen.

Aufwärtsrevisionen der Prognosen ziehen sich durch alle Komponenten der Nachfrage. Nicht nur der Außenhandel wird sich in diesem Jahr robuster entwickeln (Export: +4,6%, Import: + 5,1%). Auch die Binnennachfrage wird stärker zur Konjunkturbelebung beitragen. So wurde die Prognose für den Privatkonsum 2010 um 0,8% angehoben. Die Revision für die Anlageinvestitionen fiel mit einem Plus von 4,7% noch deutlicher aus.

Im nächsten Jahr dürfte sich die Belebung etwas abflachen. Die Ausweitung der Anlageinvestitionen wird voraussichtlich auf + 3,3% abbremsen von + 5,7% in diesem Jahr. Der Außenhandel dürfte etwas an Bedeutung einbüßen (Export- und Importexpansion um jeweils 7,4 %). Dafür wird der private Konsum zunehmend wichtig für die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Er könnte gemäß Prognosemedian im nächsten Jahr real um 1,1 % zulegen.

Aktuell läuft die deutsche Konjunktur offenbar noch erheblich runder als ohnehin schon gedacht. Das Marktforschungsunternehmen Markit hat den Einkaufsmanagerindex Oktober für die deutsche Industrie gegenüber der vorläufigen Berechnung erneut nach oben korrigiert. Dieser wichtige Frühindikator steht nun bei saisonbereinigt 56,6 Punkten. Das sind 1,5 Zähler mehr als im Vormonat. Der Langzeit-Durchschnittswert von 52,0 wird nun ebenfalls "weit übertroffen", wie Markit herausstreicht. Werte oberhalb von 50 Punkten signalisieren Wachstum.

Vor dem Hintergrund eines prallen Orderbuchs wurde die Produktion stärker nach oben gefahren als bislang zu erkennen war. Der Produktionsindex legte endgültig um 1,4 auf 55,9 Punkte zu. Bisher war nur ein Plus von 0,2 Punkten ermittelt. Der Ausbau der Beschäftigung wird zudem nicht minimal gedrosselt, sondern vielmehr so stark fortgesetzt wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr.

 

 

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