Wolfgang Packeisen, ADP Investment Management AG

Die EU-Finanz-Minister haben sich auf eine zwei-gleisige Formel für Griechenland verständigt, um dem Kapitalmarkt zu signalisieren, dass eine „formale“ Insolvenz verhindert werden soll (was einen schwer kontrollierbaren juristischen Prozess in Gang setzen würde). In den Medien werden die Kursausschläge an den Börsen als Retourkutsche auf das “politische” Versagen gewertet. Der Vorwurf klingt bestechend einfach: Die dumme EU schafft es einfach nicht, sich auf eine simple Rettung des Finanz-System zu verständigen, obwohl das doch eigentlich ganz einfach ist.

Diese (vereinfachte) ein-dimensionale Denke in einer komplexen drei-dimensionalen Welt begründet sich im gemeinsamen Anspruch der “Lobbyisten” unterschiedlichster Couleur, dass es die verdammte Pflicht der Politik sei, (auch selbst-verschuldete) Finanz-Krisen ohne Qualen für Wall-Street zu bereinigen. Das Geburtsrecht des Kapitalismus garantiere, ungeschoren davon zu kommen, weil das Funktionieren des Finanz-Systems sonst ja empfindlich gestört werde (tja, so einfach geht das).

Wie funktioniert Kommando-Kapitalismus?

Der Kapitalmarkt-Akteur gehorcht (unterwirft sich) der Richtlinien-Politik. Wie in China wartet die Horde der Banker auf das Kommando von oben. Die erfolgreichen BRIC’s demonstrieren lebhaft, wie gut das klappt. Sobald die Marsch-Richtung klar ist (Bsp. Griechenland), werden gigantische Geld-Ströme bewegt, die mittlerweile fünfmal größer sind als die Real-Wirtschaft. Wall-Street bewundert halt alles, was für steigende Kurse sorgt. Bei fallenden Kursen empört man sich über Politiker, die den Spaß verderben.

Manchmal werden die Regeln dieser Spielweise vergessen: die Teilnehmer haben vor Eintritt den Verstand an der Garderobe abgeben. Herdentrieb hat unschätzbare Vorteile, weil Trends so viel länger andauern. Das Risiko: Eng wird es oft bei Trendwenden, weil nicht jeder sofort die Kurve kriegt (das gilt nach oben wie nach unten). Trendwenden werden von der Politik diktiert, denn die legt fest, unter welchen Gesetzmäßigkeiten der Kapitalmarkt operiert.

Unser Fazit:

Krisen mit epochalen Abmessungen wurden so garantiert noch nie behoben, denn Fortschritt ist alles andere als eine Spaß-Veranstaltung. Fußball-Trainer Felix Magath bringt es auf den Punkt: Qualität kommt von quälen. Unter Bankern ist das ein Fremdwort.

PS:

Die Debatte, ob Griechenland schon jetzt „insolvent“ sei oder erst später ist rein esoterischer „Formalismus“, denn die lang-laufenden Staatsanleihen handeln im Markt bei knapp 40 cents pro 1€, womit 60% der Schulden bereits erlassen wurden (bei der Verbuchung wird realisiert). Selbst die EZB hat ihre Griechen-Bonds nur zu Markt-Preisen und dann erst nach Abzug eines weiteren „Hair-Cuts“ angekauft und auf die Bilanz gepackt! Der Schuldenerlass ist also faktisch bereits weitgehend abgewickelt.

 

 

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