Wolfgang Packeisen, ADP Investment Management AG

Die Aktienbörsen am Montag und Dienstag sind mit heftigen Kursverlusten in das letzte Quartal des Jahres gestartet. In den letzten 50 Minuten der gestrigen Sitzung hat der S&P-Index jedoch mehr als 4,2% aufgeholt und heute noch eins oben drauf gepackt.

Wer die Profi-Händler der Investment-Banken nach Gründen befragt, der trifft auf breite Sprachlosigkeit, denn deren „Kunden“ sind heutzutage computer-getriebene Handelsmodelle, was für „anonyme“ Kapitalströme sorgt. Die Händler beziehen ihre Informationen in Sachen Ursachenforschung aus den Medien (Bloomberg, Reuters, CNBC, Presse). Der Treppenwitz: Während sich die Händler bei Angabe von Gründen für die Kursausschläge auf die Pressemeldungen berufen, geben die Journalisten als Quelle ihrer Informationen die Händler an. So sieht ein Zirkelschluss aus. Je nachdem welchem Presseorgan man heute glauben will, soll die EU neue koordinierte Rettungs-Schritte vorbereiten, obwohl die Masse der Analysten das aufgrund der bisherigen Enttäuschungen als heiße Luft bezeichnet.

Unser Fazit: Sollten Gerüchte über ein koordiniertes Vorgehen der EU allein bereits für 4% Kurssprung in 50 Minuten sorgen, dann könnte eine wirkliche Beschlussfassung eine um so heftigere Reaktion auslösen. Vor diesem Hintergrund sei erwähnt, dass ein Modell von DB-Research das Verhältnis zwischen den Daten der Real-Wirtschaft und der Reaktion der Finanz-Märkte vergleicht und daraus ableitet, dass die Abkopplung noch nie so groß war wie heute (negative Stimmung hat einen Extrem-Punkt erreicht). Glaubt man den Aktien-Strategen, dann diskontiert das aktuelle Kursniveau einen Rückgang im Wachstum um schockartige 7-8% (ähnlich wie beim Lehman Ausfall in 2008). Die Märkte sind auf einen GAU vorbereitet (größter anzunehmender Unfall), während die Hochfrequenz-Daten der Real-Wirtschaft eher eine Expansion signalisieren.

Apropos:

Die Rating-Agentur Moodys hat das Schuldner-Rating Italiens (erwartungsgemäß) gesenkt.

Mit der Dexia Bank (Belgien/Frankreich/Luxemburg) wird jetzt der welt-größte Finanzierer für Kommunen/Gemeinden/Infrastruktur zerschlagen. Das Geschäftsmodell der Dexia-Bank ist in etwa mit jenem der deutschen Hypo-Real-Estate vergleichbar. Das löst die ordnungs-politische Frage aus, wie Kommunen, Gemeinden und der Immobilienmarkt zukünftig in der Breite finanziert werden sollen.

Deutsche Bank Vorstand Ackermann hat das bisherige Gewinnziel in Höhe von €10 Mrd einkassiert, ohne neue Ziele zu nennen. Die Investmentbank laufe unter Plan, während das über dem Plan liegende Privat-Banking die Lücke nicht vollständig füllen könne. Belastend wirken vor allem Einmal-Effekte wie €250 Mio. Abschreibungen auf Griechenland sowie eine steuerliche Belastung in der Investmentbank. Anders als von den Medien dargestellt ist Griechenland keine Überraschung, denn die Bank bewertet die Anleihen zu Marktpreisen und diese sind von €55 im Juni auf €42 im Sept gefallen.

 


 

 

Haftungsbeschränkung
Die Inhalte dieser Website werden mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt. Der Anbieter übernimmt jedoch keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der bereitgestellten Inhalte. Die Nutzung der Inhalte der Website erfolgt auf eigeneGefahr des Nutzers. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des jeweiligen Autors und nicht immer die Meinung des Anbieters wieder. Mit der reinen Nutzung der Website des Anbieters kommt keinerlei Vertragsverhältnis zwischen dem Nutzer und dem Anbieter zustande.