Wolfgang Packeisen, ADP Investment Management AG

Mythos Hedge-Funds (HF)

Simon Lack, ein Spezialist auf diesem Gebiet (Ex-JPMorgan) hat ein Buch mit wenig schmeichelhaften Details über die Branche verfasst (Ferrari fahren auf Kosten der Anleger).

Das Buch gipfelt in folgender Behauptung: Wären alle Gelder, die jemals in HF geflossen sind, in Staatsanleihen angelegt worden (Durchschnitts-Rendite 2,3%), dann wäre das Resultat doppelt so gut ausgefallen, wie das,was die Branche abgeliefert hat. Schuld daran sind die unverschämten Gebühren.

Einige der Fakten: Dem Mythos von der „wirklich guten Leistung“ werden weniger als ein paar Dutzend der Branche gerecht. Der Rest (also 95%) lebt von der Reputation einiger weniger Außenseiter. Tatsächlich hat die Branche allein in der Finanz-Krise 2008 mehr Geld verloren, als in den vorangegangenen 10 Jahren davor KUMULATIV verdient wurde.

Die HF-Industrie wuchert gerne mit Prozent-Zahlen, was die Wahrheit jedoch verschleiert. Nur die Arbeit mit echten Werten entlarvt die Schönfärberei. Hier ein simplifiziertes Einzel-Beispiel. Mit einem Kapital von $1 Mio. erwirtschaftet ein HF bei 10% Rendite $100.000, was in 10 Jahren kumulativ auf $2 Mio. anwächst. Im Sog der guten Reputation kommen durch jährliche Neu-Mittelzuflüsse von $1 Mio. kumulative Mittel iHv $10 Mio. hinzu, womit der verwaltete Umfang im Aggregat auf $12 Mio. anschwillt (tatsächlich verwaltete die Branche vor dem Platzen der Blase in 2007 circa $1,6 Billionen Vermögen). Verbucht besagter Beispiel-HF im elften Jahr seiner Existenz einen Verlust von 40% (so geschehen im Jahr 2008), dann werden effektiv $4,8 Mio. ausradiert – und damit weit mehr als das Doppelte dessen, was in den 10 Jahren vorher kumulativ verdient wurde. Und das ist noch nicht alles. Der in den HF-Statistiken ausgewiesene „Track-Rekord“ ist durch den „Survivor-Bias“ verzerrt. Zu deutsch: Die Statistik weist nur jene Fonds aus, die überlebt haben. Die empirisch „Gescheiterten“ werden aus den Datenbanken entfernt. Inklusive „Todesfälle“ fällt der Track-Rekord deutlich schlechter aus (Betrugsfälle wie Madoff sind dabei noch nicht berücksichtigt).

Die Arbeit mit den tatsächlich ausgewiesenen Zahlen ergibt folgendes Bild:

Für die Jahre 1998 – 2010 weist die HF-Branche tatsächliche Investment-Gewinne iHv $70 Mrd. aus – und im Vergleich dazu Gebühren im Umfang von $378 Mrd.! Rechnet man Letztere hinzu, dann hat die Branche 84% vom Gesamtergebnis ($448 Mrd.) abkassiert!

Berücksichtigt man hier noch die Gebühren der Dach-Fonds, die circa 1/3 der HF-Branche ausmachen, dann bleiben für die Anleger in HF’s ganze $9 Mrd.als Ergebnis übrig, weil die Branche erstaunliche 98% des Gewinns oder $440 Mrd. in Form von Gebühren abkassiert hat.

Korrigiert man diese Werte um die Verluste aus dem Sektor der gescheiterten Fonds (survivor-bias), dann schrumpft der Erlös auf $324 Mrd., was die Gewinne der Investoren auf negativ $308 Mrd. fallen lässt!

Mit diesem Beispiel erklärt sich auch die schlechte Performance der im Fahrwasser der HF‘s segelnden Dach-Fonds. Wo die HF für das Jahr 2011 die zweit-schlechteste Performance der letzten 15 Jahre melden, da liefern die Dach-Fonds jetzt das vierte Jahr in Folge und im siebten der letzten 8 Jahre eine Performance, die weit unter der Benchmark liegt.

Teil des Problems ist wie gesagt die Praxis der Doppel-Gebühren, denn die Dach-Fonds berechnen ihre Gebühren zusätzlich zu jenen der HF, in die sie investieren.

 


 

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